Wie wir unsere Gebäude gegen Extremwetter schützen können

Rund 30 Zuhörer verbrachten am 6. Dezember, dem Nikolaustag, einen informativen und geselligen Abend im schönen Tutzinger Midgardstadl. Auf Einladung der Tutzinger GRÜNEN referierte der Gebäudetechniker Dipl.-Ing (FH) Bernhard Nimbach zum Thema „Klima-Check für Gebäude – Wie wir uns gegen Extremwetter schützen können“.

Tyll Gundermann, Tutzinger GRÜNEN-Vorstand, hat Flugmeteorologie studiert und in diesem Bereich auch einige Zeit gearbeitet. Er verschaffte den Zuhörern vorneweg einen Einblick in das, was die globale Erwärmung heute schon für die Bürger im Fünfseenland bedeutet. Denn die Daten zeigen, dass es gerade in unserer Region schneller als ursprünglich berechnet und häufiger zu Extremwetterlagen kommen wird. Und das schließt Starkregen, Hagel, Dürre ebenso ein wie Tornados – die es übrigens bis vor wenigen Jahren im hiesigen Raum noch gar nicht gab.

Was ein Hagelschlag wie im Juni 2021 oder auch folgenschwere Starkregen wie 2016 im bayerischen Simbach am Inn für Auswirkungen auf Gebäude und Infrastruktur haben, weil sie sie konstruktiv nicht darauf ausgelegt wurden, zeigte dann Bernhard Nimbach mit beeindruckenden Praxisbeispielen, Bildern und anschaulichen Grafiken.

Nimbach: „Unsere Gebäude wurden für ein Klima errichtet, das es nicht mehr gibt.“ Immobilien und Infrastruktur seien den Folgen der Klima-Katastrophe besonders ausgesetzt. Eine Klima-Resilienz-Beurteilung für Gebäude werde in Zukunft genauso erforderlich sein wie die heute verpflichtenden Standfestigkeits- oder Brandschutznachweise. Im Vortrag ging er auf typische Schwachstellen ein, wie beispielsweise Tiefgaragen und Dächer. „Wasser sucht sich immer seinen Weg“, so Nimbach. Und wenn es schlecht läuft, werde es durch die Bauweise direkt in Tiefgaragen, Archive (die typischerweise in Kellern gelegen sind) und Rechenzentren geleitet, wodurch die Katastrophe vorprogrammiert sei. Er machte die Dringlichkeit deutlich, spätestens jetzt umzudenken und seine Immobilie für den Fall von Starkwetterereignissen zu überprüfen bzw. Neubauten entsprechend zu planen. „Das Ahrtal gab es auch schon in Bayern, was fast in Vergessenheit geraten ist, denken Sie an die Hochwasserkatastrophe 1954 an Donau, Inn und Ilz“. Aber auch die kleinen Bäche unserer Region seien nicht zu unterschätzen, gerade wenn sich durch Gitter und Brücken Möglichkeiten für Verklausungen, also Verstopfungen bieten und das Wasser sich einen neuen Weg suchen würde.

Nach dem Vortrag gab Architekt Jochen Twiehaus, der das im Vortrag energetisch kritisierte Lobster-Gebäude entworfen hat, spontan Einblick in das Klimamanagement des neuen Lobster-Gebäudes in der Bräuhausstraße. Anschließend folgte ein angeregter Austausch bei Umtrunk, Suppe und süßen Köstlichkeiten auf Einladung der GRÜNEN.

siehe auch:
Zweitwärmster Herbst seit Beginn der Aufzeichnungen vor 241 Jahren – Starnberg – SZ.de (sueddeutsche.de)

Seltenes Wetterphänomen – Tornado fegt über Starnberger See (merkur.de)

Verwandte Artikel